„Wir tun keinem etwas!“
Ein Gespräch mit Alexander S.
Alexander S. ist 18 Jahre alt, er hat gerade den Führerschein gemacht und ist sehr stolz auf seinen Audi. Alexander ist in Kasachstan geboren, viele Tausend Kilometer von hier. Er lebt erst seit drei Jahren bei uns in Deutschland und spricht nur wenig Deutsch. Deshalb hat er bis jetzt noch keinen Ausbildungsplatz.
Wir fragen ihn, ob er jeden Abend hier auf dem Parkplatz ist. Ein Freund, der schon länger in Deutschland lebt, muss die Frage übersetzen. Alexander antwortet (auf Russisch): „Es ist doch egal, was wir hier machen! Das ist unser Problem! Wir sind eben Freunde und gern zusammen. Wir tun keinem etwas!“
Wir gehen zusammen ein paar Schritte zum Grundstück von Herrn K. Dort liegen Bierdosen, zwei leere Wodkaflaschen und jede Menge Kippen. „Die sind nicht von uns!“ So der Kommentar von Alexander. Wir fragen ihn, warum er und seine Freunde sich unbedingt auf einem Parkplatz treffen müssen. Alexander versteht die Frage zuerst nicht. Dann sagt er ganz selbstverständlich:
„Wir müssen mit dem Auto kommen, weil wir schließlich die Musik aus den Autoradios brauchen.“ Jetzt verstehen wir auch: Na klar, eine Disko auf Rädern. Wir möchten jetzt wissen, warum sie nicht in eine richtige Disko gehen. Alexanders Gesicht zeigt uns, dass er uns und unsere Fragen ziemlich dumm findet. „Das kostet richtig viel Geld. Außerdem sitzen dort immer so viele Ausländer herum, Neger und Türken und so. Und die Musik ist auch nicht russisch.“
Dann fragen wir Alexander, ob er schon gehört hat, dass sich viele Leute in Neustadt über ihn und seine Freunde beschweren. Aber das ist ihm egal. Er weiß gar nicht, was die Leute so aufregt. „Wenn jemand kommt, machen wir die Musik leiser. Das ist doch klar.“ Vor der Polizei hat Alexander auch keine Angst. Die Polizisten fragen nur, wem der Wagen gehört. Dann muss er seinen Führerschein zeigen und fährt mit seinen Freunden auf einen anderen Parkplatz. So einfach ist das.